Sasha Waltz ist Choreographin, Tänzerin und Regisseurin. Nach ersten Studienjahren an der School for New Dance Development in Amsterdam schloss die gebürtige Karlsruherin sich der postmodern geprägten, eng im Austausch mit anderen Künsten arbeitenden New Yorker Tanzszene an. In den Jahren 1986 und 1987 tanzte sie in den Compagnien von Pooh Kaye, Yoshiko Chuma & School of Hard Knocks und Lisa Kraus & Dancers. Aus dem Geiste dieser Szene heraus entwickelte sie Anfang der 1990er-Jahre in Berlin das Improvisationsformat »Dialoge«. Sie erwählte die junge Hauptstadt zum Zentrum ihres Wirkens und praktizierte dort neue choreografische Arbeitsweisen in selbst aufgebauten Infrastrukturen. Zusammen mit Jochen Sandig gründete sie 1993 die Compagnie Sasha Waltz & Guests und 1996 die Sophiensæle als eine Spielstätte für den Tanz und mehr, die heute über Berlin hinaus ein Mittelpunkt der freien Szene ist. Von 2000-2004 war sie Mitglied der Leitung der Schaubühne am Lehniner Platz. Während dieses ersten Jahrzehnts in Berlin schuf sie international maßgebliche Tanzstücke wie u.a. die Trilogien »Travelogue«, »Körper« und die immersive Tanzinstallation »insideout«. In den darauffolgenden Jahren befasste sie sich mit der Mobilisierung des zeitgenössischen Tanzes für belebende und forschende Zugänge zu historischen und neuen Opern und Balletten. Mit »Dido & Aeneas« (2005), »Medea« (2007) und »Matsukaze« (2011) behandelte sie drei Werke über Frauen und prägte dabei das Genre der choreografischen Oper. 2007 inszenierte sie außerdem für die Opéra national de Paris »Romeo et Juliette« zur dramatischen Sinfonie von Hector Berlioz. Es folgten 2013 »Sacre« zur Musik Strawinskys im Auftrag des Mariinsky Theaters St. Petersburg und 2014 »Tannhäuser« in der Berliner Staatsoper unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim. Parallel engagierte Sasha Waltz sich für den Transfer tänzerischen Wissens und den Tanz als Medium der sozialen und gesellschaftspolitischen Verständigung. Im Zuge dessen initiierte sie 2007 in Berlin die »Kindertanzcompany« und choreografierte 2012 auf Einladung der Berliner Philharmoniker mit über 100 Schüler*innen Schtschedrins Carmen-Suite. 2016 entwickelte sie das neue Format »ZUHÖREN« und eröffnete damit einen »dritten Raum« für Kunst und Politik. Das »Dialoge«-Konzept erweiterte sie um tänzerische Verhandlungen von Architektur, in denen das Publikum als gleichwertiger Teil des choreografischen Geschehens agiert. Zu diesen gehören »Dialoge 09« in den noch leeren Räumen des unter der Leitung von David Chipperfield wieder aufgebauten Neuen Museums in Berlin (2009) und die choreographische Installation »Figure humaine« zur Einweihung der Elbphilharmonie (2017). In ihrer gegenwärtigen choreografischen Arbeit konzentriert Waltz sich auf die Verdichtung kollaborativer Prozesse, wie die synchrone Entwicklung von Choreografie und Musik. In Zusammenarbeit mit Soundwalk Collective und der Designerin Iris van Herpen (u.a.) entstand 2017 die Choreographie »Kreatur«, im August 2018 folgte ihre jüngste Arbeit »Exodos« – beide Stücke kamen im Berliner Radialsystem V zur Uraufführung. Im März 2019 kam ihr jüngstes Projekt »rauschen« an der Volksbühne Berlin zur Uraufführung. Neben der Leitung ihrer Compagnie, für die sie regelmäßig Stücke kreiert, übernimmt Sasha Waltz zusammen mit Johannes Öhman ab Spielzeit 2019/20 die Leitung des Staatsballetts Berlin.
Für ihre besonderen Leistungen erhielt Sasha Waltz 2011 das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Seit Juni 2013 ist sie Mitglied der Akademie der Künste Berlin.