Die Karriere von James Levine ist durch eine in ihrer Langfristigkeit und Intensität bis heute für die Musikwelt beispiellose Bindung an die Metropolitan Opera New York geprägt: Seit seinem dortigen Debüt als Dirigent von Puccinis »Tosca« im Jahr 1971 hat er an der Metropolitan Opera nahezu 2500 Vorstellungen von 85 verschiedenen Opern dirigiert. Nach 40 Jahren als Generalmusikdirektor und Chefdirigent des Hauses verabschiedete er sich am Ende der Spielzeit 2016/17 in den Ruhestand. Nun, als erster emeritierter Generalmusikdirektor der Metropolitan Opera, dirigiert er in der Spielzeit 2017/18 »Die Zauberflöte«, Verdis »Messa da Requiem«, »Tosca«, »Luisa Miller« und »Il trovatore«an seinem Stammhaus.

Unter der Leitung von James Levine fanden zahlreiche Met-Erstaufführungen statt, darunter die ersten New Yorker Inszenierungen von Mozarts »Idomeneo« und »La clemenza di Tito«, Gershwins »Porgy and Bess«, Stravinskys »Oedipus Rex«, den Verdi-Opern »I vespri siciliani«, »I Lombardi alla prima crociata« und »Stiffelio«, Weills »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny«, Schönbergs »Erwartung« und »Moses und Aron« sowie Bergs unvollendete Oper »Lulu«, Rossinis »La Cenerentola« und Berlioz’ »Benvenuto Cellini«. Außerdem studierte er dort die Weltpremieren von John Coriglianos »The Ghost of Versailles« und John Harbisons »The Great Gatsby« ein. Um sein 40. Jubiläum mit dem Opernhaus zu zelebrieren, wurden 2011 ein Buch und ein Dokumentarfilm veröffentlicht.

1980 gründete James Levine das »Lindeman Young Artist Development Program« (LYADP) der Met. Neun Jahre später leitete er den ersten seit 50 Jahren wieder vollständig aufgeführten Zyklus von Wagners »Der Ring des Nibelungen« und führte die Recital- und Konzertreihen mit bekannten Künstlern der Metropolitan Opera wieder ein. Darüber hinaus ging er 1991 mit dem Orchester der Metropolitan Opera auf Tournee und war mit diesem seitdem weltweit, u. a. bei der Expo 1992 in Sevilla, in Japan, in den Vereinigten Staaten und Europa sowie regelmäßig an der Carnegie Hall zu erleben.

Zusätzlich zu seiner Tätigkeit an der Metropolitan Opera feierte James Levine auch als Pianist – vor allem als Musizierpartner bei Liedrecitals – große Erfolge. Die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Jennie Tourel, Hans Hotter und Eleanor Steber begann bereits vor über 50 Jahren. Seitdem war er zusammen mit vielen der größten Sängerinnen und Sänger unserer Zeit in Liedrecitals auf der Bühne zu erleben.

Von 1973 bis 1993 war er Musikdirektor des Ravinia Festivals, der Sommerresidenz des Chicago Symphony Orchestra, wo er jede Saison an dutzenden Abenden ein umfangreiches Repertoire sinfonischer Meisterwerke, Opern, Chor- und Orchesterwerke, Werke für ungewöhnliche Instrumentenkombinationen und Komponisten-Marathons dirigierte und als Klaviersolist in Konzerten, Kammermusik- und Liederabenden auftrat.

Außerhalb der USA sind James Levines Aktivitäten von seiner intensiven und anhaltenden Beziehung mit Europas herausragenden Musikveranstaltern geprägt, wie den Salzburger (1975-93) und Bayreuther (1982-98) Festspielen und den Wiener und Berliner Philharmonikern. Von 1999 bis 2004 war er Chefdirigent der Münchner Philharmoniker und von 2000 bis 2004 auch Generalmusikdirektor des Verbier Festival Youth Orchestra. Anschließend war er von 2004 bis 2011 musikalischer Leiter des Boston Symphony Orchestra und des Tanglewood Festivals. Zwischen 1996 und 2000 dirigierte er mehr als ein Dutzend Konzerte der Welttournee der »Drei Tenöre«. Im Jahr 2000 dirigierte er zudem das Chicago Symphony Orchestra für den Soundtrack des Disneyfilms »Fantasia«.

James Levine war 1980 der erste Preisträger des seither jährlich vergebenen Manhattan Cultural Award und erhielt 1986 die Smetana-Medaille der tschechischen Regierung für seine Aufführungen des »Má vlast«-Zylus von Bedřich Smetana. 1983 veröffentlichte das Time Magazine eine Titelgeschichte über ihn, 1984 wurde er von Musical America zum Musiker des Jahres gewählt und in den Jahren 1986 und 2011 war er Protagonist zweier Dokumentationen der PBS-Fernsehserie »American Masters«. James Levine wurde die Ehrendoktorwürde durch die University of Cincinnati, das New England Conservatory of Music, die Northwestern University in Illinois, die State University of New York und die Juilliard School verliehen. 1997 erhielt er die National Medal of Arts, 2003 den Kennedy-Preis, außerdem den Crystal Award des World Economic Forum in Davos (Schweiz), die Goldenen Ehrenzeichen von Wien und Salzburg, den Wilhelm-Furtwängler-Preis aus Baden-Baden und die Centennial Medal der Juilliard School sowie den Award for Distinguished Service to the Arts 2005 der American Academy of Arts and Letters, von der er auch zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Außerdem wurde er mit dem Opera News Award 2006, dem ersten Opera Award der National Endowment for the Arts 2008, dem 2009 erstmalig verliehenen Award in der Kategorie Vocal Arts des Bard College, dem Ditson Conductors Award 2009 der Columbia University sowie der George Peabody Medal 2010 des John Hopkins Peabody Conservatory ausgezeichnet.