Beethovens Neunte

200- jähriges Jubiläum

Sie ist das wohl bekannteste und berühmteste Werk der klassischen Musik. Vor genau 200 Jahren wurde Beethovens 9. Sinfonie uraufgeführt, am 7. Mai des 1824 im Wiener »K.K. Hoftheater nächst dem Kärntnerthore«, in Anwesenheit des Komponisten, der sogar »an der Leitung des Ganzen Antheil« nahm, trotz seiner weit fortgeschrittenen Ertaubung. Der Erfolg war offensichtlich, auch wenn die »Musikalische Akademie«, die Freunde und Bewunderer des inzwischen sehr öffentlichkeitsscheu gewordenen Beethoven initiiert und organisiert hatten, einer Überforderung gleichkam: Nachdem zu Beginn die Ouvertüre »Die Weihe des Hauses« erklungen war, folgten »Drey große Hymnen, mit Solo- und Chor-Stimmen« – worunter sich drei Sätze der vor kurzem fertig gestellten »Missa solemnis« verbargen –, um dann dem eigentlichen Hauptwerk Raum zu geben, einer »Großen Symphonie, mit im Finale eintretenden Solo- und Chor-Stimmen, auf Schillers Lied An die Freude«.

Obwohl gerade das letzte, große, weit über eine Stunde Spieldauer in Anspruch nehmende Werk vielfach auf Unverständnis stieß – Warum wird in einer Sinfonie überhaupt gesungen? – war allen Beteiligten auf dem Podium und im Publikum doch bewusst, einem sehr besonderen Ereignis beigewohnt zu haben, einem Ereignis von kulturhistorischem Rang. Beethovens Neunte hat sich, wenngleich nicht ohne Widerstände, ihren Platz in der Musikwelt erobert. Rund zweieinhalb Jahre nach der denkwürdigen Uraufführung war sie erstmals in Berlin zu erleben, am 27. November 1826 im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, gespielt von der Königlich Preußischen Hofkapelle und gesungen vom Chor und einem Soloquartett der Königlichen Oper, unter der Leitung von Musikdirektor Carl Moeser, seines Zeichens einer der Beethoven-Enthusiasten der ersten Stunde und Begründer der ebenso langen wie reichen Beethoven-Tradition der Berliner Hof- und Staatskapelle. Regelmäßig ist dieses Ausnahmewerk der europäischen Musik mit dem Orchester erklungen, allein mehr als 50 Mal unter dem Dirigat von Daniel Barenboim in den vergangenen drei Jahrzehnten. Und hoffentlich auch in Zukunft noch viele Male, da die Botschaft des Werkes, bezeugt durch Schillers Text und Beethovens Musik, unverändert aktuell ist, eine Botschaft von Humanität und Mitmenschlichkeit, hoher Freude und tiefem Frieden.