»Auf dem Weg zum großen Opern-und Sinfonieorchester: Die Königlich Preußische Hofkapelle von 1811 bis 1918«

Symposion vom 26. - 28. Januar 2018 in Berlin
175 Jahre bereits zählt die Sinfoniekonzertreihe der Staatskapelle Berlin, das Orchester selbst ist jedoch weit älter. Legt man das erste erhaltene Dokument zugrunde ‒ eine Kapellordnung, die der kurbrandenburgische Kurfürst Joachim II. Hektor 1570 erlassen hat ‒, so steuert das Berliner Traditionsorchester auf das 450. Jahr seines Bestehens zu. 2020 wird es soweit sein ‒ bis dahin ist Zeit und Gelegenheit, die Geschichte dieses einzigartigen Ensembles zu erforschen und zu beleuchten, von seinen Anfängen bis in die Gegenwart hinein. Mittel zum Zweck ist eine Serie von interdisziplinären Symposien, die seit 2015 stattfindet und in der Spielzeit 2017/18 fortgesetzt wird.
Das Symposion Nr. 3, diesmal in Kooperation mit der Humboldt-Universität Berlin und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, nimmt das »lange 19. Jahrhundert« in den Blick, in dem die Königlich Preußische Hofkapelle sukzessive zu einem großbesetzten und leistungsfähigen Opern- und Sinfonieorchester ausgebaut wird. Als Eckdaten sind hierbei die 1811 erfolgte Vereinigung der Orchester der Hofoper Unter den Linden mit dem Orchester des Nationaltheaters am Gendarmenmarkt sowie das Ende des 1. Weltkriegs und des Deutschen Kaiserreichs 1918 gewählt worden, die für die Historie der Berliner Hofkapelle, die ab 1919 den heutigen Namen Staatskapelle Berlin tragen wird, von entscheidender Bedeutung sind. In diese Zeit fällt auch das Wirken so bedeutender Protagonisten wie Gaspare Spontini, Carl Maria von Weber, Otto Nicolai, Felix Mendelssohn Bartholdy und Giacomo Meyerbeer, die kraft ihrer Persönlichkeit die Entwicklung von Hofoper und Hofkapelle während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entscheidend vorangetrieben haben. Ein markantes Ereignis war 1842 die Einführung regelmäßig veranstalteter Sinfoniekonzerte, die über alle Umbrüche hinweg bis heute fortgeführt werden. Bis in die Zeit des 1. Weltkriegs hinein haben prominente Dirigenten wie Joseph Sucher, Felix von Weingartner, Karl Muck, Leo Blech und vor allem Richard Strauss den hervorragenden Ruf der Königlich Preußischen Hofkapelle, eines der führenden europäischen Opern- und Konzertorchester zu sein, nachhaltig befestigen können. Der spürbare künstlerische Höhenflug, der im späten 19. Jahrhundert ansetzt und der sich in der Weimarer Zeit fortsetzt, ist wesentlich den exzellenten Generalmusikdirektoren zu danken, die sich im Verein mit den Orchestermusikern einem hohen Qualitätsanspruch verpflichtet fühlten und ihren Beitrag leisteten, dass Berlin zu einer international führenden Musikstadt aufstieg.
Wie bereits in den beiden vorangegangenen Symposien soll die Geschichte der Königlich Preußischen Hofkapelle im 19. Jahrhundert erneut im engen Zusammenhang mit der Berliner Stadtgeschichte sowie der allgemeinen Kultur- und Sozialgeschichte betrachtet werden ‒ immerhin war das Orchester doch nicht zuletzt auch ein Instrument zur Repräsentation der Herrschenden, ob nun bei den Preußenkönigen Friedrich Wilhelm III., Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I. (ab 1871 als Deutscher Kaiser amtierend) sowie in der Wilhelminischen Ära. Gerade während dieser drei Jahrzehnte von 1888 bis 1918 entwickelte sich die Königlich Preußische Hofkapelle zu jenem modernen Orchester, das in seinen Grundstrukturen bis heute Bestand hat.

Veranstaltungsdaten
26. - 28. Januar 2018

Veranstaltungsorte
26. Januar 2018 Schloss Charlottenburg
27. - 28. Januar 2018 Staatsoper Unter den Linden, Apollosaal
Eintritt frei

26. Januar 2018

18.00 Uhr - 21.00 Uhr
Grußworte der kooperierenden Institutionen
Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin
Jürgen Flimm, Intendant der Staatsoper Unter den Linden  

Keynote-Vorträge
Michael Walter, Graz
Was ist eine Hofoper im 19. Jahrhundert?

Dietrich Erben, München
»Als Andenken seines hohen Vorfahren erhalten«
Zur Architektur der Staatsoper Unter den Linden

Musikalische Beiträge von Mitgliedern der Staatskapelle Berlin

anschließend Empfang

27. Januar 2018

10.00 Uhr - 17.00 Uhr

Moderation Arne Stollberg

10.00 Uhr
Ullrich Scheideler, Berlin
Glucks »Iphigenie in Tauris« oder Haibels »Der Tyroler Wastel«?
Die Königliche Opernbühne im Ensemble der Berliner Musiktheater um 1825

10.40 Uhr
Anno Mungen, Bayreuth
Gaspare Spontini in Berlin

11.20 Uhr
Kaffeepause

11.40
Merle Fahrholz, Heidelberg
»Nach jeder Nummer schrie das Orchester bravo«. Zur Erst- und Uraufführung von Marschners Opern »Der Templer und die Jüdin« und »Hans Heiling« in Berlin

12.20 Uhr
Anselm Gerhard, Bern
»Paradis artificiels« aus dynastischer Rücksichtnahme: Echo-Effekte auf der Opernbühne von Meyerbeers »Ein Feldlager in Schlesien« bis Nellie Melba und Paul Taffanel

13.00 Uhr
Mittagspause

Moderation Christian Schaper

14.30 Uhr
Detlef Giese, Berlin
Die Begründung der »Sinfonie-Soiréen« der Königlich Preußischen Hofkapelle 1842

15.10 Uhr
Uta Wald, Leipzig
»Die Kapelle ist das Organ der Instrumentalmusik« (Ludwig Rellstab) – Reaktionen der Presse auf Felix Mendelssohn Bartholdys Leitung der Sinfonie-Soiréen der Königlichen Hofkapelle in Berlin in den Jahren 1843 und 1844

15.10 Uhr
Kaffeepause

16.10 Uhr
Ulrich Konrad, Würzburg
Heimkehr aus der Fremde. Otto Nicolais späte Berliner Jahre 1847 bis 1849

28. Januar 2018

10.00 Uhr - 17.00 Uhr

Moderation Benjamin Wäntig

10.00 Uhr
Tobias Robert Klein, Berlin
Klassizismus, Konkurrenz und Konsolidierung. Die Sinfoniekonzerte der Königlichen Kapelle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts


10.40 Uhr
Michele Rovetta, Berlin
Instrumentalspiel und Operneinstudierung an den Königlichen Schauspielen zu Berlin 1811–1914: nicht nur »Pauken, Blasen und Streichen«

11.20 Uhr
Kaffeepause

11.40 Uhr
Kai Köpp, Bern
Die Königlich Preußische Hofkapelle als Klangkörper zur Zeit Webers, Spontinis und Wagners

12.20 Uhr
Arne Stollberg, Berlin
In preußischen Operngefilden. Richard Wagners Berliner Expeditionen

13.00 Uhr
Mittagspause

Moderation Detlef Giese

14.30 Uhr
Thomas Seedorf, Karlsruhe
Berliner Wartburg. Die Sänger der Wagner-Erstaufführungen an der Berliner Hofoper

15.10 Uhr
Christian Schaper, Berlin
Richard Strauss’ Berliner Jahre

15.50
Kaffeepause

16.10 Uhr
Johannes Gebauer, Berlin
Der Klang der Kaiserzeit: Das Orchester der Königlichen Hofoper Berlin.
Historische Aufnahmen des Orchesters und seiner Musiker bis 1918