Kaum ein anderer Klangkörper wird dauerhafter und enger mit der Geschichte und Tradition der europäischen Musik in Verbindung gebracht als die Wiener Philharmoniker. Im Laufe ihres 175-jährigen Bestehens erlebten und prägten die Mitglieder dieses in der »Hauptstadt der Musik« beheimateten Ensembles das musikalische Geschehen durch eine Zeitepoche hindurch, die aufgrund der Vielzahl an genialen Komponisten und Interpreten in ihrer künstlerischen Bedeutung einmalig erscheint.
Die Verbundenheit der Wiener Philharmoniker mit der musikalischen Geschichte lässt sich in den Zitaten vieler herausragender musikalischer Persönlichkeiten eindrucksvoll nachvollziehen. Richard Wagner beschrieb das Orchester als eines der allervorzüglichsten der Welt, Anton Bruckner nannte es »den höchsten Kunstverein in der Musik«, Johannes Brahms bezeichnete sich als »Freund und Verehrer« des Orchesters, Gustav Mahler fühlte sich »durch das Band der Kunst« verbunden, und Richard Strauss fasste zusammen: »Die Philharmoniker preisen heißt Geigen nach Wien tragen«.

DEMOKRATISCHE SELBSTVERWALTUNG
Dieser eingeschlagene Weg der philharmonischen Selbstverwaltung und Demokratie wurde in eineinhalb Jahrhunderten lediglich modifiziert, aber nicht verlassen. Oberstes Gremium des Vereines ist die Hauptversammlung. Pro Saison finden neben der vom Gesetz vorgeschriebenen ordentlichen Hauptversammlung durchschnittlich fünf bis sechs außerordentliche Plenarsitzungen statt. Theoretisch kann in diesem Gremium jedes Problem diskutiert und abgestimmt werden, in der Praxis gibt es gewisse Modifikationen, werden doch zahlreiche Entscheidungen dem Ermessen des aus zwölf gewählten Orchestermitgliedern bestehenden Verwaltungs-ausschusses überlassen. Diese erfahren spätestens bei der nächsten Wahl, ob sie bezüglich jenes freiwillig eingeräumten Handlungsspielraumes noch das Vertrauen der Mehrheit der Kollegen besitzen. Mit Ausnahme von Statutenänderungen (Vier-Fünftel-Mehrheit) entscheidet bei jedem Votum im Plenum die einfache Majorität, während die Durchführung der vom Plenum getroffenen Beschlüsse dem Verwaltungs-ausschuss obliegt. Selbstverständlich machte die Expansion zu einem Wirtschaftsunternehmen mittlerer Größe die Einstellung einiger Fachkräfte notwendig, jedoch sind es die gewählten Funktionäre, Orchestermusiker also, die die Letztverantwortung tragen, und allein zu Entscheidungen  berechtigt sind.

SYMBIOSE WIENER STAATSOPER / WIENER PHILHARMONIKER
Wenn Hans Knappertsbusch die Philharmoniker als »die Unvergleichlichen« bezeichnet, trifft diese Aussage in mehr als einem Punkt zu, denn die Beziehung zwischen dem Orchester der Wiener Staatsoper und dem Verein der Wiener Philharmoniker ist weltweit einzigartig. So kann gemäß den derzeit gültigen philharmonischen Statuten nur ein Mitglied des Orchesters der Wiener Staatsoper Mitglied bei den Wiener Philharmonikern werden. Vor der Aufnahme in die private Vereinigung muss also ein Probespiel für die Aufnahme in das Orchester der Wiener Staatsoper gewonnen werden. Nachdem der angehende Musiker diese Hürde genommen hat, gilt es, sich mindestens drei Jahre im täglichen Orchesterdienst zu bewähren, bevor der Antrag auf Mitgliedschaft in den Verein der Wiener Philharmoniker gestellt werden kann.
Die Unabhängigkeit der philharmonischen Musiker, welche diese der festen Anstellung in der Oper verdanken, kommt der Oper wiederum zu Gute, denn die am Konzertpodium erarbeitete Qualität wirkt sich positiv auf das künstlerische Niveau der Opernvorstellungen aus. Ohne Wiener Staatsoper gäbe es die Wiener Philharmoniker in dieser Form nicht, und in Wien hat sich die Erkenntnis längst durchgesetzt, dass die Symbiose zwischen Staatsoper und Philharmonikern beiden Partnern Vorteile bringt, und für das musikalische Leben der Stadt eine große Bereicherung darstellt.

KÜNSTLERISCHE UND UNTERNEHMERISCHE EIGENVERANTWORTLICHKEIT
Die Faszination, welche das im Jahre 1842 von Otto Nicolai gegründete Orchester seit seinem ersten Konzert auf die größten Komponisten und Dirigenten sowie auf das Publikum in aller Welt ausübt, beruht neben der bewusst gepflegten, von einer Generation an die nächste weitergegebenen Homogenität des Musizierens auf seiner einzigartigen Struktur und Geschichte: Die Notwendigkeit, den symphonischen Werken Mozarts und Beethovens in deren Heimatstadt kongeniale Interpretationen zu ermöglichen, führte 1842 zum Entschluss der Musiker des (Hof-) Opernorchesters, unabhängig von ihrem Theaterdienst in künstlerischer und unternehmerischer Eigenverantwortlichkeit »Philharmonische« Konzerte zu veranstalten, wofür nur eine einzige Organisationsform geeignet war - die Demokratie, um welche sechs Jahre später auf politischer Ebene blutig gekämpft wurde.

DIE BOTSCHAFT DER MUSIK
Die Wiener Philharmoniker haben es sich jedenfalls zur Aufgabe gemacht, die stets aktuelle humanitäre Botschaft der Musik in den Alltag und in das Bewusstsein der Menschen zu bringen. 2012 wurde das Orchester zum ersten Goodwill Ambassador des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA). Die Wiener Philharmoniker suchen jenes Motto zu verwirklichen, das Ludwig van Beethoven, dessen symphonischem Schaffen sie ihr seine Entstehung verdanken, seiner »Missa solemnis« voranstellte: »Von Herzen - möge es wieder zu Herzen gehen.«

Seit 2008 ist Rolex Exklusivpartner der Wiener Philharmoniker.